Der Weg zum Ruhm - I made that bride famous, goddamn!
Ihr Lieben,
ich beobachte in den letzten Jahren verstärkt einen Trend bei Hochzeiten, den ich ziemlich belastend finde. Wann genau fing denn nur das große Vergleichen an? Ich verdächtige in diesem Zusammenhang einen Akteur, der sich Instagram nennt und meinen Paaren das Leben und vor allem ihre Hochzeiten (inklusive der freien Trauungen) schwer macht.
Alle Paare im Pre-Wedding-Modus werden scheinbar zwangsläufig von einem Virus befallen, der ihnen zwar keine Grippe beschert, aber dafür einen zwanghaften Abgleich mit sämtlichen Hochzeiten in räumlich-zeitlicher Nähe. Eine ganz schlimme Ausprägung erfährt die Infektion in ihrer Manifestation "Bridezilla".
Glücklich sieht anders aus.
Ich verweise an dieser Stelle auf die Ergebnisse der Studie #StatusofMind, die Anfang 2017 von der Royal Society for Public Health in Zusammenarbeit mit der Young Health Movement Organisation in Großbritannien erhoben wurde. Die wollten herausfinden, wie sich Social-Media Plattformen auf die psychische Verfassung und das Wohlbefinden auswirken, und was soll ich sagen? Instagram ist Unglücksbringer Nummer 1, es erzeugt nämlich Neid und Missgunst.
Andererseits ist Instagram natürlich auch die Haupt-Inspirationsquelle für tolle Hochzeiten... An den zauberhaften Bildern kann man sich ja nicht sattsehen.
Da verläuft, wie es scheint, ein schmaler Grat zwischen dem Bedürfnis nach Inspiration und der Gier nach Ruhm: It's the fame, stupid!
Ich möchte es nicht versäumen, selbstkritisch anzumerken: Die Protagonisten meiner Branche agieren da ja nicht minder … nun ja, sagen wir - peinlich als die ganzen albernen Mädchen, die lippenschürzend, glitzernd und ganz ehrlich #ohneFilter und #wokeuplikethis ihr Leben verpassen, während sie es fotokompatibel inszenieren.
Das kleine Zipfelchen „Ruhm“, das ist im freien Markt natürlich auch die Übersetzung für Aufmerksamkeit und gehört zu der Gleichung, an deren Ende Umsatz stehen soll. Also freut man sich über jeden Zeitungsartikel...
… sei er noch so klein...
… und natürlich auch über die ganz große Bühne bei Vier Hochzeiten und eine Traumreise!
Die ganze Welt ist Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler, sie treten auf und gehen wieder ab. Sagt Shakespeare, und der Mann hat wirklich Ahnung – vor allem wenn es um Frauen und Männer geht. Also sind auch Hochzeiten Inszenierungen, waren sie schon immer, es geht schließlich um die Sichtbarmachung der Verbindung zwischen zwei Menschen.
So, und nun kommt der wichtige Punkt: Worum geht es mehr? Um die Sichtbarmachung oder um die Verbindung zwischen zwei Menschen?
Ich sag' es frank und frei: Wer den Schwerpunkt auf die Sichtbarmachung legt, ist bei mir an der falschen Adresse.
Versteht mich nicht falsch: Ich liebe schöne Fotos, gutes Feedback, und natürlich mag ich auch Komplimente, notfalls halt in Form von Herzchen … Hier ist das ABER:
Beim Heiraten geht es nicht um die Anzahl der Likes in den Social Media, das neidgrüne Gesicht von Sandra, weil die nicht so eine tolle Deko hatte oder den Nervenzusammenbruch, weil der Feuerwerker die grünen Raketen drei Minuten zu früh abgefackelt hat. Beim Heiraten geht es NICHT um: (Vermeintliche) Perfektion.
Perfektion ist was für Langweiler. Wir feiern das echte Leben. Wer sich mit offenen Augen und offenem Herzen in diesen Tag stürzt, seinen Hochzeitsmoment bewusst und achtsam begeht, der erlebt seinen perfekten Moment ganz selbstverständlich. Wenn man es innen drin fühlt, braucht's nicht zwangsläufig eine Bestätigung von außen. Aber es ist schön, seinen Herzensmoment zu teilen...
In diesem Sinne: Wir sehen uns, Ihr Perlen – notfalls bei Instagram ;)