Halloween - Liebesgrüße aus dem Jenseits
Verlobte, Verliebte, Heiratswillige:
Ich muss Euch ein Geständnis machen: Ich bin Euch nicht treu.
Eure Freien Trauungen sind nicht meine einzige Leidenschaft! Mit ebenso großer Inbrunst schlägt mein Herz für: Halloween.Da Leidenschaften sich dem Boden der Rationalität entziehen, werde ich gar keine Diskussion darüber anfangen, ob das jetzt die freiwillige Unterwerfung unter amerikanischen Kulturimperialismus ist oder die Kapitulation vor dem Kapital. Mir egal!
Ich liebe es, mich zu verkleiden, ich liebe die Kürbisse, ich liebe das Morbide und vor allem: Die Kinderaugen! Nicht die leuchtenden, die kommen erst an Weihnachten – ich meine die vor Angst weit aufgerissenen, wenn ich Ihnen im Kostüm die Tür öffne.
Wäre der 31. Oktober in Sachsen-Anhalt kein Feiertag: Das wäre mein Hochzeitsdatum...

Ja, das bin ich. Als Bloody Bride an Kürbissuppe.
Schlecht gelaunte Spielverderber motzen ja gern mal rum, dass Halloween gar kein echter Feiertag sei und der Reformationstag und Allerheiligen und sowieso und mindestens der Untergang des Abendlandes.
Nun denn, Ihr Ungläubigen, lasst Euch eines Besseren belehren: Dieses wundervolle Fest, an dem böse Geister und Gespenster ihr Unwesen treiben, Hexen ihre Magie praktizieren und der Schleier zwischen den Welten dünn ist, hat der gute Christenmensch auch nur geklaut. Er musste, denn:
„Die christliche Kirche war nicht in der Lage, die Menschen vom Halten dieses Feiertages abzuhalten, und so sprenkelten sie einfach ein wenig Weihwasser auf ihn und gaben ihm einen neuen Namen, so wie sie es mit anderen heidnischen Feiertagen und Bräuchen auch getan haben. Dies war eine Form von kalendarischem Imperialismus.“
Sagt der mittlerweile verstorbene neoheidnische Autor und Erzdruide Issac Bonewits, dessen Seite die mit Abstand bemerkenswerteste des gesamten Internetz' (und das aus so unendlich vielen Gründen...) zu dieser Thematik ist. :)
Nimm dies, Christentum!
Du bist der wahre Imperialist. Entschuldige dich lieber bei den ganzen von dir beklauten armen heidnischen Göttern und vor allem: Göttinnen.
Letztere haben es mir ja ganz besonders angetan, und Samhain (= Halloween) ist die magischste Zeit des gesamten Jahres. Die Geister der Ungeborenen und der Toten können sich in dieser Nacht frei zwischen den Welten bewegen. Eine gute Gelegenheit also, sie doch einmal nach der Zukunft zu befragen – vor allem natürlich in Liebesdingen...
Bevor Ihr vor Begeisterung über diesen unglaublichen Turn von Halloween zu Hochzeiten in Ohnmacht fallt, kommt hier schon der erste Zaubertrick:
1. Apfelzauber

Die erste Hürde besteht darin, einen Apfel mittels Messer so zu schälen, dass die Schale nicht reißt. Wer dies geschafft hat, darf die entstandene Apfelspirale über die Schulter werfen. Auf dem Boden gelandet, sollte sie die Initialen des oder der Liebsten bilden.
Wenn man jetzt natürlich den Verlobungsring von Ulrich am Finger stecken hat und auf dem Boden liegt ein eindeutiges „X“, sollte man vielleicht sicherheitshalber doch nochmal den Xaver daten. Oder sich ein Leben lang ein U für ein X vormachen.
2. Nussmagie

Der Herbst ist reich an Früchten, das wussten schon die alten Kelten. Auch bei Walnüssen handelt es sich um solche, und zwar um Steinfrüchte. Derer benötigt Ihr zwei. Diese legt Ihr nebeneinander in ein Feuer. Aus dem Brennverhalten der Nüsse lässt sich das zukünftige Liebesglück oder -leid ablesen: Brennen die Nüsse gleichmäßig nebeneinander, sieht es nach Liebesglück für das Paar aus. Bricht jedoch eine Nuss entzwei, zerbricht auch die Liebe des Paares.
Singles können auch eine Nuss ins Feuer werfen. Sollte diese schön hell und quasi licherloh brennen, so steht auch Ihr im kommenden Jahr (das in der keltischen Zeitrechnung am 1. November beginnt) in Flammen. Der Liebe, versteht sich.
3. Eierorakel

Das Ei als Fruchtbarkeitssymbol gilt schon immer als Quelle des Lebens. Für das Orakel wird das Eiweiß in Wasser gegossen. Aus dem Ergebnis kann man dann die Anzahl der künftigen Kinder vorhersagen.
Wenn ich das gewusst hätte! Dann wären unsere Zwillis nicht so eine Überraschung gewesen...
Ihr seht: Auch ich lerne immer noch dazu ;)
Ihr Geisterbräute und Zombiebräutigame: Feiert schön. Oder stellt ein Licht für Eure Ahnen ins Fenster. Eine Tüte Bonbons auf Vorrat kann nicht schaden. Und nicht vergessen: An Halloween niemals über die Schulter schauen, wenn Ihr Schritte hört – sonst holen sie sich Eure Seele. Und Freie Trauungen ohne Seele, die gibt’s bei mir nicht!
PS: Falls Ihr Geschmack gefunden habt an den alten Ritualen – ich habe auch ein paar ganz tolle für Trauzeremonien in petto!
