Nix da mit Wunschzettel! Frauen wollen immer heiraten und Männer keine Beziehung
Ihr Hochzeits- und Heiratswilligen und -wütigen,
bald ist Weihnachten!
Nur für den Fall, dass es Euch noch nicht aufgefallen sein sollte, weil Euch vielleicht das erste „Last Christmas“ oder die Leuchtdeko der Nachbarn noch zu dezent waren:
Draußen wintert es sehr, und auch meine Homepage ist im Winter-Wonderland-Modus.
Weihnachten: Das Fest der Liebe!
Puristen mögen einwenden, dass es bei diesem Spruch nicht eigentlich um die romantische Liebe geht, doch ich bin sicher, Jesus war (oder ist, falls die Dreifaltigkeitslehre Euch überzeugt) da nicht so dogmatisch.
Außerdem weiß ich genau, dass einige Hibbel-Liesen unter Euch insgeheim darauf hoffen, dass sich ein ganz spezieller Jemand dieses Jahr ein Herz fasst und um Eure Hand anhält...
Tja, manche warten sehnsüchtig und andere bekommen mehr Anträge als sie ja sagen können...
Falls Ihr überprüfen wollt, ob Ihr Euch im statistischen Mittel befindet oder schon weit außerhalb der Gaußschen Normalverteilung rumeiert:
Der Durchschnittsdeutsche lässt sich mit dem Heiraten ordentlich Zeit: Nur drei Prozent heiraten nach weniger als einem Jahr Partnerschaft.
In den meisten Fällen sind die Menschen schon drei bis sieben Jahre (37 Prozent) oder sieben bis fünfzehn Jahre (35 Prozent) zusammen. Danach wird’s schmal: Nur fünf Prozent der Gefragten waren bei der Verlobung schon länger als 15 Jahre mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin zusammen.
Aber wie Ihr wisst: Statistiken geben keine wirkliche Auskunft darüber, was tatsächlich in Eurem Leben passiert und sind für Euren konkreten Fall ungefähr so aussagekräftig wie eine Kristallkugel.
Dieser Umstand ist vor allem für die Damen unter Euch interessant!
Denn nur, weil gerade einmal zwei Prozent aller Anträge von Frauen gemacht werden, muss das ja keine Aussage über Euer Leben sein, oder?
Angeblich wollen über 30 Prozent der Frauen den Männern einen Heiratsantrag machen. Leider bleibt es in 28 Prozent bei den guten Vorsätzen. Ich finde das schade!
Warum nur ist es für so viele Frauen so wichtig, einen Antrag zu bekommen und geheiratet zu werden? Als sei man (also frau) so mehr wert.
Schweizer Psychologen der Universität Bern sind in einer Studie der Frage nachgegangen und stellten fest, dass die Ehe für die heutigen jungen Erwachsenen keine Zugewinne beim Selbstwertgefühl bewirkt.
Das mag ja sein, liebe Schweizer, aber trotzdem schlägt Google bei der Suchanfrage „Warum wollen Frauen...“ die Ergänzung „...immer heiraten“ an immerhin zehnter Stelle vor (nach „nur Freundschaft“ und „Pickel ausdrücken“ - was ist los mit Euch?!).
Bei den Herren der Schöpfung übrigens so: Warum wollen Männer...
1. keine Beziehung
2. nicht heiraten.
Probiert's aus, es stimmt!
Was lernen wir daraus? Frauen googeln häufiger.
Also, mesdames: Nehmt Euer Schicksal selbst in die Hand und hängt nicht so passiv-aggressiv in der Warteschleife herum. Das funktioniert nicht!
Wie Ihr wisst, untermauere ich meine Theorien gerne mit soliden Zitaten der popkulturellen Ramschkiste „Rom-Coms aus den 2000er Jahren“.
Heute mal: "He's not that into you", oder auf deutsch "Er steht einfach nicht auf dich".
Hier der Moment, in dem Jennifer Aniston klar wird, dass Ben Affleck sie nicht heiraten wird. Spoiler: Sie verlässt ihn.
Sie bleibt aber nicht bei ihrer Entscheidung, sondern verzichtet auf die Hochzeit mit ihm (weil sie keinen Ring braucht, um zu wissen, dass er mehr Ehemann für sie ist als es jeder andere es jemals sein wird - wobei ihr Vergleichsmaterial auch echt kacke ist).
Weswegen sie in der Hollywood-Logik belohnt wird mit: Einem Antrag!
Einem ziemlich guten, wohlgemerkt. Trotzdem: Ist mir alles zu passiv. Warum fragt sie den Typen nicht einfach selber?
Sicherlich hat das ganze Antrags-Ding viel mit der Frage zu tun, was wir eigentlich ganz persönlich mit der Hochzeit verbinden.
Ist der Antrag oder die Hochzeit ein Ego-Aufwertungsprojekt, aus dem frau ihren Wert abliest? (Das müssen doch so Überbleibsel aus Zeiten sein, in denen es für Frauen überlebensnotwendig war, geheiratet zu werden, weil sie mangels eigenen Einkommens verhungert wären oder sowas.)
Oder ist die Ehe eine Verbindung auf Augenhöhe, ein Zeichen und Ausdruck dafür, dass man es ernst meint miteinander – und es immer, immer versuchen wird, hinzubekommen?
Wenn nach intensiver Selbstbefragung zweites zutrifft, dann, Ihr Lieben: Kniet Euch nieder!
Wobei ich auch dieses Ritual vollkommen irritierend finde: Was soll denn das bitte?
„Das Niederknien steht im starken Kontrast zur sinnbildlich maskulinen, aufrechten Haltung. Durch die Kniebeuge macht sich der Mann beim Antrag kleiner als die Frau und zeigt sich in einer verletzlichen Position. Der Kniefall markiert also unmissverständlich diesen außergewöhnlichen Moment, da der Mann üblicherweise über der Frau steht – zumindest im traditionellen Rollenbild. Vereinfacht gesagt: Während des Antrags begibt sich der Mann ausnahmsweise in eine untergeordnete Körperhaltung, und da dies einen Ausreißer in unserem geschlechterstereotypen Denken darstellt, wurde diese Geste mit der Zeit immer mehr romantisch überhöht.“
sagt die Familienhistorikerin Stephanie Coontz in diesem interessanten Beitrag.
Ihr merkt: Alles, aber wirklich alles am „klassischen“ „romantischen“ Heiratsantrag ist irgendwie altbacken und hat nichts mit der Lebenswirklichkeit moderner Menschen zu tun.
Vereinfacht formuliert: „Scheiß auf den Prinzen, ich nehm' das Pferd!“
Wenn Ihr erst auf dem Rücken des Gauls sitzt, erlebt Ihr die besten Abenteuer, ich versprech's Euch.
Inmitten eines solchen Abenteuers stellt Ihr Euch vielleicht eines nachts ganz verwegen auf die Zehenspitzen. Und küsst Euren Herzensmenschen, einfach so, weil Ihr's könnt und wollt, auf den Mund.
Und vielleicht sagt Ihr Eurem Herzensmenschen eines Abends, ganz unvermittelt und ohne große Vorbereitung: „Du, ich will Dich wahnsinnig gern heiraten. Willst Du auch?“
Vielleicht sagt er ganz schlicht „Ja.“ und schaut Euch an und Ihr wisst: So fühlt sich das also an, wenn man den richtigen Menschen gefunden hat; und dann schnippelt Ihr weiter Karotten für's Abendbrot.
Und vielleicht macht Euer Herzensmensch ganz heimlich, ohne dass Ihr's merkt, erstens eine Messreihe mit Euren Ringen (weil Ingenieure das eben so machen) und zweitens alle Verkäuferinnen beim Juwelier verrückt, weil er nicht wusste, dass man nicht jeden Ring einfach so von der Stange kaufen kann.
Und vielleicht erzählt er Euch in Eurer Geburtstagsnacht etwas wichtiges über Euch beide, das nur Ihr versteht, weil es Eure Geschichte ist und nicht die von jemand anderem.
Vielleicht kommt in dieser Geschichte ein Ring vor, der ganz genau passt (der Messreihe sei dank) und dieser Ring ist weder eine Versicherung, um jemanden an sich zu binden oder eine Aussage über die Finanzkraft des Zukünftigen, sondern in seiner kreisförmigen Geschlossenheit ein wundervolles und schlichtes Zeichen für Eure Verbundenheit.
Und am Ende ist das Ganze wie durch einen roten Faden verbunden, als hättet Ihr nur von Anfang an den losen Enden folgen müssen, um da anzukommen, wo Ihr nun seid – weil es schon immer genau so gedacht war.
Vielleicht.
Ganz sicher hingegen ist dies:
Hochzeit ist das, was man draus macht.
Manchen reicht es, dass mit der Heirat das Ehegattensplitting greift. Andere wiederum wollen mehr als das.
Dieses „mehr“ macht Familienmoment aus. Ihr und ich finden gemeinsam heraus, was Euch verbindet, was Euren ganz speziellen Sound ausmacht – und dann stricken wir aus diesem roten Faden genau Eure Freie Trauung.
Darauf freue ich mich! Und auf Euch.
Und falls in Euren Augen die Voraussetzungen dafür noch nicht gegeben sind: Stellt Euch, verdammte Axt noch eins, auf die Zehenspitzen und küsst Eure Liebsten (oder das Leben) - mitten auf den Mund!
Der Rest passiert von ganz allein.
Könnt Ihr mir glauben. Ich hab's ausprobiert.