Valentinstag
My funny Valentines, sweet comic valentines,
lange habe ich darüber nachgedacht, was für ein Schmankerl ich Euch anlässlich eines der höchsten Festtage der romantischen Verwertungsindustrie kredenzen darf...
Der Valentinstag macht es uns allen schließlich nicht leicht - Singles hassen ihn, weil sich ihr Singledasein an diesem Tag anfühlt wie eine Behinderung und Paare, weil sie - so kurz nach Weihnachten! - schon wieder unter Druck geraten, ihrer gegenseitigen Wertschätzung maximalen Ausdruck zu verleihen.
Was also tun als Freie Rednerin am Valentinstag? Schließlich werden an diesem Tag (angeblich) so viele Verlobungen wie nie geschlossen, und müffelnd und motzend durch die Gegend zu stiefeln und etwas von "Grußkartenindustrie" und "Blumenmafia" zu brabbeln ist nun so gar nicht mein Stil...
Ein diabolisches Lachen später serviere ich ein amuse geule aus der Küche der Verhappstückung romantischer Gefühle par excellence: "Vier Hochzeiten und eine Traumreise"!
Es begab sich vor einigen Jahren, lang ist's her, dass ich ein Brautpaar auf seinem Weg durch die Verwurstungsmaschinerie des Privatfernsehens begleiten durfte. Am Valentinstag feierten Michaela und Mathias ihre Freie Trauung auf dem Schloss Blankenburg, und ich hatte die Ehre, ihre Rednerin zu sein.
Das war eine faszinierende Erfahrung, vor allem, weil Ela & Mathias sich den Mechanismen der Vermarktung vollkommen entzogen und so knallhart ihr Ding durchzogen, dass ich bis heute beeindruckt davon bin.
Eine kleine Impression findet Ihr hier:
Ganz besonders charmant finde ich von den beiden, dass sie sich bereit erklärt haben zu einem Interview, in dem sie Auskunft geben über ihre Erfahrungen vor und hinter der Kamera des Formats - das hilft vielleicht all jenen, die sich mit dem Gedanken tragen: Bei "Vier Hochzeiten" mitmachen oder nicht?
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Wer von Euch beiden hatte die Idee, bei "Vier Hochzeiten und eine Traumreise" mitzumachen?
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Keiner von uns beiden. Das war mehr oder weniger eine Schnapsidee! Mathias' Mutter wollte gern, dass wir mitmachen und hat uns ein bisschen hingeschubst... Man könnte sagen: Sie hat insistiert!
Wir haben die Bewerbung fertig gemacht, als sie direkt neben uns stand und das schlimmste Foto von uns genommen, das es gibt - aber es hat trotzdem geklappt. Vielleicht auch, weil wir im Winter heiraten wollten, da suchen die immer Leute.
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Wie ging es dann weiter?
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Nach der Bewerbung im November kam ziemlich schnell der Anruf von ITV Studios Germany, die produzieren die Sendung für VOX.
Wir hatten ja noch keine konkreten Planungen, ehr so grob vor, im Februar zu heiraten. Aber dann ging es richtig schnell: Es ging zum Casting nach Köln, drei Tage später kam telefonisch die definitive Zusage und im Dezember war schon die erste Hochzeit.
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Wie muss man sich das vorstellen, was passiert dann?
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Zuerst gab es noch den Kennenlerndreh mit den anderen Bräuten. Da ist man ja schon ein bisschen trainiert vom Bewerbungsdreh, wo man auf Kameratauglichkeit getestet wird. Man führt Interviews, muss auf und ab laufen, hüpfen, solche Sachen.
Es ist schon manchmal ein bisschen seltsam - ich hatte die anderen Bräute ja vorher schon kennengelernt, aber für den Dreh mussten wir dann nochmal so tun, als würde man sich nicht kennen.
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Habt Ihr Tips für die Bewerbungsphase?
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Eigentlich nicht. Wir sind ja auch einfach so, wie wir waren, da reingestolpert. Das ist wahrscheinlich am Besten, dass man authentisch ist.
Am Anfang ist es gut, wenn man erstmal die Klappe hält und zuhört, denn sonst wird die Erwartungshaltung zu groß. Also lieber tief stapeln und dann mit dem Überraschungseffekt arbeiten!
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Wie war das mit den Kameras die ganze Zeit um Euch herum?
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Die Leute vom Castingteam sind sehr souverän und sensibel, die nehmen einem die Nervosität. Man fühlt sich extrem gut aufgehoben.
Auch später sind alle sehr geduldig, wenn man aus Versehen doch mal in die Kamera schaut, wird halt noch eine Aufnahme gemacht, das ist sehr entspannt und unkompliziert.
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Wie hast Du als Gastbraut die anderen Hochzeiten erlebt, Ela?
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Die erste Hochzeit war sehr aufregend, schon weil ich bei der Anreise fast wegen des Jahrhundertsturms gestrandet wäre.
Eigentlich ist es ja seltsam, auf die Hochzeit von einer wildfremden Person zu gehen, aber dadurch, dass wir uns vorher schon kennengelernt hatten und mit dem Filmteam gemeinsam gefahren sind, war die Hemmschwelle nicht so groß.
Aber trotzdem sitzt man da, kennt keinen und die anderen Gäste haben uns auch nicht begrüßt, die Kontakte kamen erst auf der Feier. Das ist schon ungewohnt.
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Der spannendste Teil der Sendung sind ja immer die Bewertungen der Bräute untereinander. Wie hast Du das erlebt, Ela? Hattest Du eine Checkliste oder einen Kriterienkatalog, den Du abgearbeitet hast?
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Ist es sehr schwer, eine korrekte Mischung aus Anstand und Kritik hinzubekommen?
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Das ist schon schwer, weil man ja nicht weiß, ob die anderen fair bewerten.
Bei unserer Woche kam schon das Gefühl auf, dass die Gewinner mehr oder weniger von Anfang an feststanden. Die andere Braut und ich wurden bei der Punktevergabe bis auf die Knochen befragt, das kam uns seltsam vor. Und ähnliches hört man auch von anderen Teilnehmerinnen aus der Sendung.
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Das klingt nach unschönen Momenten. Wusstet Ihr, worauf Ihr Euch da einlasst?
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Diese Sendung lebt davon, dass man sich gegenseitig fertig macht.
Es geht um den schönsten Tag im Leben. Und das Konzept der Sendung besteht darin, dass man sich Leute einlädt, die da sitzen und systematisch das Haar in der Suppe suchen. Und dir den Tag systematisch zerreden und zerschießen.
Friede, Freude, Eierkuchen bringt halt keine Quote! Es geht um Konkurrenz.
Rückblickend war mir nicht bewusst, worauf ich mich einlasse.
Man erlebt beim Dreh zwei verschiedene Welten: Das Kamerateam ist supernett und freundlich, wie kleine Familie, bis zum Zeitpunkt mit den Bewertungen, wo es uns langsam dämmerte.
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Wie sehr hat die Teilnahme an "Vier Hochzeiten und eine Traumreise" Euren Hochzeitstag beeinflusst?
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Gar nicht. Wir wurden vom Team an diesem Tag weitestgehend in Ruhe gelassen, es gab nur kurze Interviews dazu, wie wir selbst unsere Hochzeit fanden, und niemand hat uns mit Nachdrehs oder Ähnlichem genervt.
Auch dass die eine Braut Gift und Galle versprüht hat, hat unseren Tag nicht verdorben. Sie hat sich ja auch später dafür entschuldigt.
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Was ist im Nachgang zur Aufzeichnung und Ausstrahlung noch passiert?
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Nach den Bewertungen war schon einiges los. Die Giftnudel hatte die Hochzeit der anderen Braut ja noch mehr durch den Dreck gezogen als unsere. Nach der Bewertung dachte ich, die rennt hinter der Limousine her und haut die um.
Unsere Hochzeit wurde unserer Meinung nach so schlecht dargestellt, dass wir eine weitere Ausstrahlung unserer Folge verhindert haben.
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Das größte Risiko ist, dass man eine Hexe dabei hat, die die ganze Zeit Gift und Galle sprüht. Bei uns ist sie einfach früher von der Hochzeit abgehauen, deswegen wurde der Dreh dann auch abgebrochen, und dementsprechend kam unsere Hochzeit rüber.
Und man lernt Frank Mathée nicht kennen, das fanden wir auch schade.
Und der Hochzeitsfilm ist im Grunde auch nur das, was man im TV zu sehen bekommt. Aber man hat die eigene Hochzeit auf DVD, immerhin!
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Tips für nachfolgende Paare?
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Mitmachen um zu gewinnen - das funktioniert nicht, das muss einem klar sein. Es bringt keine Punkte, die eigene Hochzeit auf Biegen und Brechen nach dem Sieg auszurichten – dann wird alles nur noch teurer, aber eine Garantie ist es nicht.
Die Hochzeit, die man geplant hat, sollte man auch durchziehen und nicht noch daran herumdoktern. Wenn man sich nicht verbiegt, sich nicht ins Bockshorn jagen lässt sich nicht darauf versteift, unbedingt zu gewinnen - dann macht eine Teilnahme Sinn.
Aber man darf keine zarte Pflanze sein, man braucht schon ein dickes Fell. Das muss einem klar sein.
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Also ist Euer Fazit?
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Wir haben so viele nette Leute kennengelernt und haben zu einer Braut und manchen von ihren Gästen immer noch engen Kontakt. Mehr Freunde als vorher, ein paar Kosten wurden auch übernommen - es war eine tolle Erfahrung! Auch wenn wir es heute wahrscheinlich nicht noch einmal machen würden - dieses Erlebnis möchten wir nicht missen!
Ich hoffe, Ihr Lieben, dass Euch Elas und Mathias' Erfahrungen ein bisschen dabei helfen, die richtige Entscheidung für Euch zu treffen.
Sollten die Programmkasper von VOX diesen Blog lesen: Was der Sendung fehlt, ist ein Korrektiv - so wie bei Shopping Queen der Guido eins ist!
Das Konzept ist ja durchaus vergleichbar: Vier Menschen, zumeist Frauen, treten gegeneinander an um sich bei einer definierten Aufgabe gegenseitig zu übertrumpfen. Sie bewerten sich untereinander, und wer am fiesesten zu den anderen war, gewinnt.
Nicht so bei Guido! Abgesehen davon, dass er die Wertung der Damen durch seine eigene Punktevergabe korrigiert, muss auch die hässlichste Hexe ihrem Schöpfer gegenübertreten, und das scheint für fairere Bewertungen zu sorgen.
Ich jedenfalls finde: Ela und Mathias haben ihre Sache richtig, richtig gut gemacht.
Und das sage nicht nur ich: Der Master of Wedding-Kitsch himself, Froonck Matthée, beurteilte die Freie Trauung folgendermaßen:
"Es geht um die Zeremonie selber, um die Inhalte, um die Ausgestaltung und natürlich auch um Emotionen und Liebe - und ich finde, das haben die beiden hier wirklich sehr, sehr gut erfüllt!"
Und, by the way: Sie sind die einzigen, die noch zusammen sind aus ihrer Hochzeitswoche... Und sie sind die einzigen, die eine Freie Trauung mit mir, also ihren perfekten Familienmoment, hatten. Denkt mal drüber nach!
In der Zwischenzeit: Macht Euch einen schönen Valentinstag. Allein im Bett, zusammen mit Euren Liebsten, ignoriert das Ganze oder feiert es ganz groß beim Candlelight-Dinner - wie Ihr wollt! Unterm Strich geht's doch darum, die Liebe zu feiern - und die gibt's in so vielfältigen Varianten, da ist eine für Euch dabei. Ich küsse heute meinen Mann, die Babies, den ganz Großen und den Mittleren einmal mehr. Und heute Abend essen wir zusammen Nudelauflauf. Wer weiß? Vielleicht mache ich sogar 'ne Kerze an.
Passt auf Euch, Eure Herzen und Eure Herzensmenschen auf - und vergesst nicht:
Each day is Valentine's day...