Ein Ring sie zu binden
Ihr recken RingträgerInnen und -kämpferInnen,
zwar sind Ringelblume und -natter noch nicht aus ihrem Winterschlaf erwacht, doch der Frühling und damit die neue Hochzeitssaison stehen in den Startlöchern.
Zeit für Vorbereitungen! Einen Platz ganz oben auf Eurer Checkliste sollte unbedingt der Punkt "Eheringe" haben. Die bekommt man nämlich auch nicht mal eben von der Stange.
Der Ringtausch ist zweifelsohne das zentrale Ritual einer Hochzeits- und damit auch einer Freien Zeremonie. Wenn ich es genau bedenke, hatte ich tatsächlich erst ein einziges Mal eine Zeremonie, bei der auf den Ringtausch verzichtet wurde - zugunsten von bereits vorhandenen Ringtattoos.
Was macht den Ring so besonders, dass sich ganze Sagen und Märchen um ihn ranken und er zentrales Symbol von so einer wichtigen Verbindung wie der Ehe ist?
Nun ja, Ringe sind die ältesten Schmuckstücke der Menschheit. Die ältesten bekannten Ringe aus Mammutelfenbein sind mehr als 21.000 Jahre alt.
Spannend finde ich die Überlegung, dass es der Ring an die Spitze der Hitliste der Schmuckstücke geschafft hat, weil es in einer Welt ohne Spiegel relativ sinnlos war, Hals oder Kopf zu schmücken. Befriedigung konnte man nur dem Ring abgewinnen, denn den konnte man sehen.
Und woher kommt nun die Idee mit dem Ehering?
Wahrscheinlich haben wir diesen Brauch den alten Ägyptern zu verdanken - jedenfalls gibt es schon aus diesen frühen Jahren erste Belege für den Austausch von Ringen im Rahmen einer Trauzeremonie. Diese waren allerdings noch aus geflochtenem Hanf oder Schilf.
Angeblich wurden die Ringe damals an den Ringfinger der linken Hand gesteckt, und nicht so, wie wir es heute meistens machen, an den der rechten. Der Grund dafür soll die Überzeugung gewesen sein, dass von diesem Finger eine Vene, die vena amoris, direkt zum Herzen - also sozusagen in das Zentrum der Liebe - führt.
Die alten Römer übernahmen diesen Brauch wohl, ergänzten ihn aber um folgendes Merkmal: Der Ring, den die Ehefrau bekam, hatte oft die Form eines stilisierten Schlüssels. Damit wurde symbolisch zum Ausdruck gebracht, dass die Schlüsselgewalt für Haus und Hof nun bei der Frau lag. Bis heute wird in Italien der Ehering noch an der linken Hand getragen.
Spätestens ab dem Hochmittelalter sind Ringe als Zeichen der Liebe und Treue bei Eheschließungen gut belegt. Aber warum ausgerechnet der Ring?
Nun ja, jenseits der praktischen Aspekte birgt so ein Ring eben auch einen ausgesprochen hohen Symbolgehalt:
Der Kreis ist eines der ältesten Zeichen der Menschheit. Schließlich begegnet er uns in so vielen schönen Dingen, die uns umgeben: In der Form des schwangeren Bauchs, im Mond und der Sonne, im Blütenstand von zahllosen Blumen, in Früchten und im Auge, das uns anblickt.
Der Kreis ist eine unendliche Linie, die in der Symbolgeschichte "uroborus" genannt und durch eine Schlange dargestellt wird, die sich in den Schwanz beißt.
Also steht der Kreis als Symbol für die Einheit, für das Absolute, Vollkommene - und für die Unendlichkeit. Alles Wünsche, die wir auch in Zusammenhang mit der Ehe in uns tragen.
Weil ich beim Schreiben dieses Blogbeitrags so viel über die Bedeutung von Ringen nachgedacht habe, musste ich gleich mal in meiner Schatzkiste wühlen und habe Euch ein paar der Ringe meines Lebens herausgesucht:
Und der Verlobungsring? Es ist nicht zu fassen, aber diese Erfindung haben wir tatsächlich einem Papst zu verdanken. Stephan I. legte großen Wert auf die Unauflöslichkeit der Ehe - da war so ein Ring recht praktisch, um die zukünftigen Eheleute an ihr gegenseitiges Versprechen zu erinnern.
Abgesehen davon galt der Verlobungsring schon in der römischen Antike und im frühen Mittelalter als Empfangsbestätigung für den Erhalt der Mitgift und war aus Eisen. Romantisch!
Es dauerte bis 1477, als der erste diamantene Verlobungsring zum Einsatz kam - nämlich als sich Erzherzog Maximilian von Österreich mit Maria von Burgund verlobte. Aber auch hier ging es weniger um Romantik als darum, anzugeben wie ein Sack Seife und den eigenen Reichtum mal so richtig kräftig raushängen zu lassen.
Einen unvergleichlichen Schub bekam die Verlobungsring-Industrie durch einen bis heute in der Werbewelt als legendär geltenden Schachzug der Firma De Beers in den 30er Jahren. Bei Grabungen in Afrika fand man eine sehr große Menge Diamanten - und durch das plötzliche Überangebot sank deren Wert.
Mit Hilfe einer groß angelegten Werbeaktion reden die De Beers den Leuten ein, dass nur ein Diamant hinreichender Liebesbeweis sei und ein diamantener Verlobungsring ewige Liebe und Glück verspricht. Was soll ich sagen - es hat funktioniert! Innerhalb von drei Jahren stieg die Nachfrage im Diamantverkauf um sagenhafte 50%. Da träumt der größte Hedgefondsmanager Nachts von.
Als der französische Werbetexter Francis Gerety 1947 den Slogan "A Diamond is forever" für De Beers verfasste, manifestierte sich der Diamant als Symbol für die Unzerbrechlichkeit der Liebe bis in alle Ewigkeit - und schon 20 Jahre später trugen in den USA 80 % der verlobten Frauen einen goldenen Ring mit einem Diamanten.
So geht Marketing!
Mittlerweile wissen wir alle, dass Diamantengewinnung im wahrsten Sinne des Wortes ein Drecksgeschäft ist - was übrigens nicht minder für Gold und andere Edelmetalle gilt. Das betrifft nicht nur die Umwelt in erheblichem Ausmaß, sondern auch Menschen. Vor allem ganz Kleine. Allein in Indien sind rund 80.000 Kinder in der Diamantenproduktion beschäftigt.
Wer sich für die Hintergründe interessiert, wird hier oder hier fündig oder schaut sich Leonardo di Caprio in "Blood Diamond" an:
Ein bisschen mehr Nachhaltigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Augenmerk stehen uns auch im Zusammenhang mit unserer Hochzeit ganz gut zu Gesicht. Mittlerweile ist es nicht mehr schwer, Schmuck aus recyceltem Gold und mit Vintage-Diamanten zu finden.
Dann ist die Hochzeit nicht nur für uns ein Freudentag, sondern auch für den Rest des Planeten. Oder wenigstens für einen etwas größeren Teil - probiert's mal aus!