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Mommy wars

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Ihr lieben Mit-Mütter und Familienmenschen,

bitte tretet beiseite – ich muss kurz im Strahl kotzen.

Als ausgesprochen aufmerksamer Leserin von ALLEM (Bedienungsanleitungen, Brigitte, Lexikon, Beipackzettel, Computerfachzeitschrift vom Herzkasper, VIP.de) war es schlechterdings unmöglich, in der vergangenen Woche einen Bogen um folgende Information zu machen:

Sophia Vegas (ja, die mit ohne Rippen) hat kürzlich entbunden und kurz danach in einem Interview verkündet, nicht stillen zu wollen.

- bitte fügen Sie an dieser Stelle betretenes / entsetztes / betroffenes Schweigen ein -

Der multimediale Shitstorm ließ erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten – mit hoher Wahrscheinlichkeit genau so von Madame Vegas intendiert.

Nun ist es freilich schwer, vernünftig über eine Frau zu schreiben, die allen Ernstes mal mit Bordell-Bert Wollersheim zusammen war. Aber jede, wie sie will, oder?

Haha, denkste. Wenn es um die Mutterschaft einer Frau geht, dann ist es mit der Selbstbestimmung vorbei.

Selbstverständlich muss man das alles in terms of Öffentlichkeitsarbeit denken, und das geht dann so:

Vegas verkündet Schwangerschaft

Öffentlichkeit fragt sich, wo das Baby hinwachsen soll

Vegas stöckelt auf High Heels durchs Krankenhaus

Vegas sagt: Stillen will ich nicht!

Djamila Rowe (wofür die nochmal bekannt war habe ich noch nicht herausbekommen) kontert: Nur ein Prestigebaby!

Und schon haben zwei Frauen, deren herausragende Qualifikationen sich im Wesentlichen darauf beschränken, dass sie ihre sekundären Geschlechtsmerkmale bis zur Karikatur haben aufmopsen lassen, ihre Portion Aufmerksamkeit. Die bares Geld wert ist, das muss man sich klar machen.

Jede Mutter – ob frischgebacken oder bereits in der extended Version, kennt das doch: Spätestens in der Schwangerschaft wird der Frauenkörper zu einer frei verhandelbaren Masse: Iss keinen Rohmilchkäse! Trag keine High Heels! Selbstverständlich wird der Bauch permanent ungefragt angetatscht.

Spätestens mit der Geburt (Natürlich! Kaiserschnitt!) wird es richtig hässlich, und dann geht’s fröhlich so weiter: Stillen oder nicht, After Baby Body, Impfen, Ernährung, Windeln – an jeder einzelnen Frage und den damit verbundenen Optionen scheiden sich nicht nur Geister, sondern werden ganze Garnisonen in Stellung gebracht, um nur ja - ja, was?

Geht es darum, Leben zu retten? Ernsthaften bleibenden Schaden abzuwenden?

Lasst uns nochmal einen Blick auf Frau Vegas und Frau Rowe werfen (auch wenn bei denen der Totalschaden offensichtlich schon eingetreten ist).

Weder die eine noch die andere verfügt über eine abgeschlossenen Berufsausbildung. Bekannt geworden sind sie (ja, ich habe "recherchiert") über zweifelhafte Verbindungen zu Männern (die eine über eine frei erfundene Affaire mit einem Botschafter, die andere durch ihre Heirat mit einem Bordellbetreiber). Ihr Einkommen, so denn vorhanden, generieren sie ausschließlich über das „Arsch & Titten“ - Paket, zweifelsohne in totaler Abhängigkeit von der öffentlich-medialen Wahrnehmung.

Zwei Frauen, die offensichtlich nichts zu vermelden haben (außer die neue Körbchengröße). Und vor allem: Nichts zu sagen.

Ihre Daseinsberechtigung ziehen sie aus Veröffentlichungen, die vom gierig-gaffenden Blick auf den Frauenkörper und ihrem Dasein profitieren. (Ihr wisst schon: Ärsche, Titten, Über- oder Rabenmutter, Prinzessin.)

Es gibt exakt einen Bereich, in dem sie sich sicher fühlen, über Autorität verfügen, und bereit sind, sich einem Diskurs zu stellen: Die Mutterschaft.

Frauen haben oft, meistens, keine oder wenig Macht. In diesem Wissen werden Mädchen immer noch groß, das gehört nämlich zum Rollenbild dazu. Wer's nicht glaubt, schaue sich nur mal eine Regalreihe Kinderbücher im nächsten Buchladen an oder belese sich hier.

Selbst wenn frau sich über die Jahre ein wenig Einfluss, Mitbestimmung und wirtschaftliche Unabhängigkeit erarbeitet hat - in dem Moment, wo so ein kleines Alien sich im Mutterbauch einnistet, bleibt davon sehr schnell wenig bis gar nichts übrig.

Für's Mutter-Werden bekommt man kein Lob. Man wird dahingehend überprüft, ob man die maximal zulässige Fettgrenze nicht überschreitet.

Für's Mutter-Sein bekommt man kein Lob. Man wird mit Argusaugen überwacht, gewogen, für nicht gut genug befunden.

Mütter werden nicht bezahlt. Sie werden nicht eingestellt. Mütter machen keine Karriere.

Mutter zu werden und zu sein ist ein Aggregatzustand von vollkommener Ohnmacht. Ein kleiner Tyrann unterminiert Deine Selbstbestimmtheit, zerschießt Deine Zeit- und auch sonst alle anderen Pläne, schreit grundlos herum und ist auch sonst vollständig irrational, egozentriert und sagt niemals 'Danke'.

Klugscheißer mögen einwenden: Das erinnert mich an meinen Chef! Aber ich klugscheiße zurück: Auf der Arbeit werdet Ihr wenigstens bezahlt. Und Cash ist eine Form von Anerkennung. Das merkt Ihr spätestens, wenn Ihr's nicht mehr kriegt.

Der blöde Spruch: "Aber wenn man dem kleinen Engel dann Nachts beim Schlafen zusieht oder wenn sie einen anlächeln, dann ist alles vergessen!" ist nix weiter als ein Durchhalte-Mantra für völlig verzweifelte Eltern. Soviel Östrogen kannst Du nicht im Blut haben, dass Du diesen Schwachsinn auf lange Sicht wirklich glaubst.

Mutter werden ist - objektiv betrachtet - das Dümmste, was man nur irgend machen kann. (Die dümmsten Sachen sind allerdings meistens auch die besten, das weiß jeder, der schonmal nachts besoffen ins Freibad eingestiegen ist.)

Mutterschaft schießt einen in einen Mikro-Kosmos, dessen äußere Ränder bestimmt werden durch Kinderkacke, Milchstaus und Rotzfahnen. Mütter sind einsame Menschen - reduziert auf den Kontakt zu: Anderen Müttern.

Irgendwann ist da nichts mehr: Kein Gehaltsscheck. Keine erfolgreiche Präsentation. Kein verkauftes Produkt. Keine Bilanz, kein Umsatz. Keine erfolgreiche OP, keine geglückte Flugzeuglandung. Keine Mitbestimmung, kein Gefühl von Selbstwirksamkeit. Dann bleibt am Ende eines verdammt langen Tages als Antwort auf die Frage: "Und, was hast Du heute so gemacht?" nur ein Eimer voll mit Kackewindeln.

Spätestens nun fokussiert sich das Mutterhirn zwangsläufig auf: Mutterthemen. Vulgo: Apfelschnitze, Glutenunverträglichkeiten, pädagogisch wertvolle Schlaflieder.

Übrigens: Zu den gesundheitlichen Langzeitfolgen von Isolationshaft gehören unter anderem Depressionen und die Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls.

Ein angeschlagenes Selbstwertgefühl lässt sich noch immer am einfachsten (wenn auch nicht auf Nachhaltigste) aufpolieren durch die Abwertung anderer. Das ist ein sehr, sehr primitiver Mechanismus. Er schützt vor Neidgefühlen, Verlust- und Abhängigkeitsängsten. Et voilà: Mommy wars.

Der Beitrag heute kommt einen Tag später als geplant, denn gestern musste ich erstmal einen Querschläger verdauen. "Du bist ja auch ganz schön breit geworden" war die Antwort auf meine Bemerkung, dass ein Kleidungsstück eingelaufen war. "Vielleicht liegt's ja daran." Das reiht sich ein in den Kanon aus "Du hast ja auch ziemlich oft mit der Flasche gefüttert" auf die Bemerkung, dass die Zwillinge nicht mehr an die Brust wollten, "Hast Du's mal mit dämpfen probiert?", als ich den selbstgekochten, tiefgefrorenen Brei in der Mikrowelle auftaute, den die Babies problemlos essen, "Na, endlich ausgeschlafen?" als ich Vormittags immer noch im Schlafanzug unterwegs war.

Das sind alles Kommentare aus meinem Nahbereich, wohlgemerkt, von Frauen, die mehr oder weniger meine Freundinnen sind. Wir unterschätzen unsere eigene Boshaftigkeit, auch ich meine eigene. Was habe ich mich schon verächtlich geäußert - über Baby-led-weaning (sorry Unbekannte aus dem Fitness-Kurs) und Schlafverhalten (sorry Freundin) und ungebührliches Tischbenehmen (sorry andere Freundin!).

Wir sollten wirklich netter sein - zueinander. Und unsere berechtigten Aggressionen richtig adressieren.

Vegas hat gesagt: „Frauen, die nichts zu tun haben, werden mich jetzt attackieren.“

Was sie eigentlich meint ist: Frauen, die nichts zu melden haben. Also eigentlich – fast alle. Vor allem die Mütter.

 
BLOG_Alles_Liebe_Absatz

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