Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen
Ihr lieben Überraschten, Überraschenden und auch sonst von Hochzeiten Überforderten,
möglicherweise bin ich noch ein wenig müde vom Wochenende, denn ich war – überraschenderweise – auf einer Hochzeit.
„Nur“ so als Gast anwesend zu sein, ist für mich normalerweise die entspanntere Variante. Eigentlich.
Uneigentlich war ich eingeladen zur Überraschungshochzeit einer Freundin, nennen wir sie Kloë, und überraschend war das Ganze nicht (wie üblicherweise bei ambush weddings der Fall) für die Hochzeitsgesellschaft, sondern für den Bräutigam.
Ja, Ihr habt richtig gelesen: Der dachte, er feiert gleich seine große Party zum runden Geburtstag und fand sich stattdessen auf dem Standesamt wieder.
Man, das war vielleicht nervenzerreißend.
Das ist ja nun die absolute Königsklasse der Überraschung im Zusammenhang mit Hochzeiten.
Die abgespeckten Varianten treiben jedoch so ziemlich alle um, die sich in mittelbarer Nähe zum Brautpaar auf einen großen Tag vorbereiten.
Mögt Ihr Überraschungen? Ich habe zu dem Thema ein sehr ambivalentes Verhältnis.
Meine Begeisterung für die sogenannten Klassiker „Herz-aus-Tischtuch-ausschneiden“, „Baumstamm- durchsägen“ und „Kleingeld-aus-Beton-raushämmern“ hält sich bekannterweise in sehr engen Grenzen. Das ist meistens lieb gemeint, aber wenn es nicht zum Brautpaar passt, irgendwie auch leicht nervig bis störend.
Trotzdem wünschen sich Freunde und Angehörige schon auch die Möglichkeit, dem Brautpaar eine Freude zu machen jenseits des meistens favorisierten „dicken Umschlags“.
Surprise, surprise: Eine gute Überraschung will durchdacht sein, muss zum Brautpaar passen und perfekt organisiert sein. Ohne ein gutes Timing ist jede Überraschung lahm.
Und, ganz wichtig: Denkt darüber nach, wie das Brautpaar zu Überraschungen steht. Es gibt Menschen, die hassen den Kontrollverlust und den freien Fall, der so etwas mit sich bringt. Da bleibt man besser im vorgesteckten Rahmen und provoziert lieber keinen Eklat.
Für alle anderen nochmal zur Einstimmung die beste Hochzeitsüberraschung aus dem popkulturellen Universum ever:
Grundsätzlich ist jedoch zur Vorsicht geraten bei Überraschungen, die massiv in den Tagesablauf und -plan eingreifen.
So ist es zum Beispiel niemals eine gute Idee, eine Braut zu entführen und dafür zu sorgen, dass gefühlt zwei Drittel der Hochzeitsgesellschaft den Abend verpassen, weil sich drei Besoffene nicht daran erinnern können, wo sie die Frau denn nun hingebracht haben. Oder das Ganze zu einem amtlichen Polizeieinsatz führt.
Wie funktionieren nun also gelungene Überraschungen?
Wie bei allen guten Sachen (außer beim Kochen) gibt es hierfür schlicht keine Patentrezepte. Je besser Eure Überraschung zum Brautpaar passt, desto mehr wird es sich darüber freuen. So einfach, so herausfordernd.
Aber weil ich eine nette Traurednerin bin und immer versuche, Euch zu helfen, habe ich trotzdem ein paar Tips für Euch:
Ich liebe Überraschungen, jedenfalls die meisten.
Es gibt auch echte Scheiß-Momente. Wenn Du auf dem Bahnhof ankommst und der Junge, in den Du seit einem Jahr heimlich verliebt bist, mit einer anderen Hand in Hand am Bahnsteig steht. Wenn ein Umzugswagen vor der Tür parkt, den Du nicht bestellt hast. Wenn die Frauenärztin sagt: Da ist kein Herzschlag mehr. Wenn Du herausbekommst, dass eine vermeintliche Freundin und Geschäftspartnerin versucht, Dich abzuzocken.
Aber da sind eben auch die fantastische Augenblicke! Als die Frauenärztin sagte: Dass es zwei sind, darüber hatten wir schon gesprochen, oder? - und ich vom einen auf den anderen Tag Zwillingsmama wurde. Als aus einer unscheinbaren, kleinen Geburtstagsrunde eine wilde Karaokeparty wurde, weil ein Freund ein Lied für mich sang:
Als der Herzkasper vom Freund zum Liebsten wurde.
Und all die unzähligen (vermeintlich) kleinen Überraschungsmomente zwischendrin, die unerwarteten Blumensträuße, Umarmungen, Begegnungen.
Überraschungen sind so wertvoll, weil sie Erwartungshaltungen sprengen und uns aus unserer Komfortzone herausbringen. Sie zwingen uns dazu, unser Weltbild ein bisschen zu hinterfragen.
Also: Selbst wenn Ihr demnächst keine Hochzeit zu mitzufeiern habt: Überrascht Eure Liebsten doch mal wieder mit etwas Schönem.
Mein Großer hatte ja kürzlich Geburtstag. Mit achtzehn ist man als Eltern aus dem Kindergeburtstags-Zirkus wieder raus.
Aber hat sich noch ein letztes Mal ein Frühstück à la Mama Katha gewünscht, so wie wir es traditionell seit vielen Jahren nach den Übernachtungspartys veranstalten: Mit Pancakes, Rührei, Bacon, Mango-Igel und allem, was Kinderherzen so höher schlagen lässt.
Ich dachte mir: So als Überraschung und in Reminiszenz an Kindergeburtstage könnte man doch noch ein bisschen Frühsport einbauen. Haben wir gemacht.
Das war eine wirklich gelungene Überraschung. Es lohnt sich, die eigene Komfortzone gelegentlich zu verlassen.
Der Mann von Kloë hat übrigens "Ja" gesagt.
Also: Überrascht Euch doch mal wieder!