Eheversprechen
Ihr lieben einander versprochenen Verliebten,
wenn ich mit meinen Paaren in den Vorbereitungsgesprächen sitze und wir uns gedanklich dem Höhepunkt der Freien Zeremonie nähern, nämlich dem berühmten Dreiklang aus Eheversprechen, Ringtausch und Kuss, dann rutschen manche der Beteiligten auf einmal unruhig in ihrem Sessel hin und her. In den meisten Fällen sind das übrigens die Herren der Schöpfung.
Die anderen freuen sich über die fantastische Möglichkeit, sich im Rahmen der Freien Trauung ein eigenes Eheversprechen geben zu können.
"Muss das denn wirklich unbedingt sein?" fragen die Schüchternen verzweifelt und die anderen schreien "Jaaa! Unbedingt!!!"
Und was sagt die Traurednerin dazu?
Zunächst sagt sie: Keiner wird bei mir zu irgendetwas überredet oder gezwungen. Es gibt Menschen, die sind mit der ganzen Hochzeit emotional schon so herausgefordert, dass man berechtigt Angst haben müsste, sie fielen mir in Ohnmacht in solch' einer exponierten Situation.
Sie sagt aber auch: "Ich weiß gar nicht, was ich da schreiben soll!" zählt nicht als Ausrede!
Denn dessen sollte man sich doch bewusst sein: Diese Worte, die ganz speziell und ausschließlich für Euren Partner bestimmt sind, die werdet Ihr noch sehr, sehr lange in Euren Herzen tragen.
Diese Worte sind eine Reflexion über das, was Euch verbindet und darüber, was Ihr miteinander vorhabt - nämlich eine ziemlich lange Zeit miteinander Euer Leben zu leben. Ich finde, diese Chance sollte man nicht ungenutzt verstreichen lassen, oder? Viele Paare erzählen mir, dass ihre Eheversprechen sie regelrecht durch die Jahre tragen und sie immer wieder gern an ihre Worte zurückdenken.
Ein Eheversprechen ist eigentlich ganz einfach: Es ist Eure ganz persönliche Antwort auf die Fragen: Warum Du? Warum mit Dir für den Rest meines Lebens?
Und hey: Wer auf diese Fragen keine Antwort findet (sie können ja noch etwas holpern in der Formulierung), der sollte vielleicht noch einmal ernsthaft nachdenken, ob das mit der Hochzeit so eine gute Idee war.
Damit es nicht mehr holpert, sondern ganz wunderbar auf den Punkt formuliert ist, habt Ihr ja mich. Das gehört zum Familienmoment-Service dazu: Das Eheversprechen-Lektorat. Aber nur, falls gewünscht!
Einkassieren werde ich Eure Eheversprechen trotzdem vorher: Das Risiko gehe ich nicht ein, dass in diesem Moment ein völlig aufgelöster Bräutigam feststellt, dass er den Zettel mit dem Eheversprechen vergessen hat... Das ist nämlich nicht nur für Euch, sondern auch für mich schweißtreibend.
Ich spreche aus Erfahrung.
Damit Ihr Euch beim Gedanken an das Eheversprechen nicht schlaflos im Bett herumwälzt, kommt hier mein Leitfaden für die Erstellung:DO‘S: FÜR EIN GELUNGENES EHEVERSPRECHEN
1. Macht das Eheversprechen zur PrioritätReserviert dem Schreiben des Gelöbnisses einen festen Zeitpunkt während Eurer Hochzeitsvorbereitungen. Dieser sollte mit genügend Abstand zum Hochzeitstag gewählt werden, um zusätzlichen Zeitdruck zu vermeiden.
2. Schreibt persönlichEuer Eheversprechen sollte von Herzen kommen und Eure Beziehung reflektieren. Gern könnt Ihr liebevolle Kosenamen, Insider-Witze oder Worte aus dem Lieblingsbuch/-film/-song des Partners integrieren. Auch besondere gemeinsame Erlebnisse dürfen ebenso wie bewältigte Hürden in den Treueschwur einfließen.
3. Verwendet eine klare SpracheSagt Eurem Partner gerade und direkt, was Ihr fühlt. Zu viele Metaphern und Symbole können leicht zu Verwirrungen führen.
4. Übt Euer EheversprechenSprecht Euch Euer Gelöbnis mehrmals selbst laut vor. Überlegt, an welchen Stellen Pausen angebracht sind und übt, Eure kleine Ansprache in angemessenem Tempo laut und deutlich vorzutragen. Und schließlich: Lernt Euer Trauversprechen auswendig. Ihr solltet es jedoch auf einer kleinen Karte auch am Tag der Trauung bei Euch tragen für den Fall, dass Ihr vor Aufregung nicht weiter wisst.
5. Konzentriert Euch ganz auf Euren Partner
Dieser Augenblick gehört allein dem Brautpaar. Vergesst für einen Moment Eure Umgebung, blickt Eurem Partner während des Eheversprechens tief in die Augen und sagt ihr oder ihm, wie sehr Ihr sie/ihn liebt.
DONT’S: BEIM EHEVERSPRECHEN ZU VERMEIDEN
1. Schiebt das Verfassen nicht auf
Besonders in den letzten Wochen vor der Hochzeit geht es sehr stressig zu. Schnell ist der große Tag da und das Eheversprechen noch nicht geschrieben. Vermeidet es, Euer Ehegelöbnis erst am Morgen des Hochzeitstages hektisch zusammenzuschreiben, und nehmt Euch stattdessen einige Wochen vor der Hochzeit einen Tag Zeit.
2. Schreibt keine lange Rede
Kurz und prägnant geschrieben, bleibt das Eheversprechen noch lange in Erinnerung. Schweift Ihr zu sehr aus, wird Euch die Aufmerksamkeit der Gäste entgleiten. Das Eheversprechen sollte darum nicht länger als einige Sätze sein.
3. Bringt Euren Partner nicht in Verlegenheit
Natürlich soll das Trauversprechen sehr persönlich sein. Bedenkt jedoch, dass auch Opa, Oma, Onkel und Tante oder auch Eure Arbeitskollegen unter den Gästen sitzen. Nicht jeder Aspekt Eures Privatlebens ist für diese Ohren bestimmt. Vermeidet jede Anekdote oder Anspielung, die dem Partner peinlich sein könnte.
4. Schreibt nicht von anderen ab
Ein kurzes Zitat, das für Euch als Paar große Bedeutung hat, kann gerne in das Eheversprechen einfließen. Ansonsten dürfen andere Texte nur als Anregung dienen, Eins-zu-Eins- Kopien sind nicht erlaubt. Ihr dürft Euch auf die Schultern von Riesen stellen – aber Euer Partner hat es verdient, dass das Eheversprechen eines nur für sie/ihn ganz allein ist.
5. Viele Köche verderben den Brei
Nur Ihr wisst, was Ihr am anderen liebt, warum Ihr sie oder ihn heiraten möchtet und was Ihr Euch von und für die Ehe versprechen wollt. Holt Euch deshalb im Vorfeld nicht zu viele verschiedene Meinungen ein: Nicht Euer Stammtisch oder Verein schreiben das Trauversprechen. Verfasst das Gelöbnis allein und in Ruhe und lasst die fertige Version von einem Vertrauten - im Zweifelsfall mir - gegenlesen.
Ihr seht also: Ist doch gar nicht so schwer!
Natürlich reden wir über zusätzliche Arbeit in einer Phase, in der ja ohnehin so unendlich viel vorbereitet werden und bedacht werden will. Und natürlich braucht es Zeit, Nerven und ganz schön Hirnschmalz, um ein schönes Eheversprechen aufzuschreiben (außer, Ihr seid genial).
Aber Ihr schafft mit dem Eheversprechen einen Moment, der an Emotionalität nicht zu übertreffen ist. Persönlicher, purer und authentischer wird es in der ganzen Zeremonie nicht werden, denn Euer Eheversprechen erlaubt es Euren Hochzeitsgästen, einen kleinen Einblick zu erhaschen in Euer Seelenleben und Eure Partnerschaft. Das kann ich mit keiner noch so perfekten Rede toppen!
Na, habe ich Euch überzeugt? Ich hoffe es. Wir schaffen das zusammen, versprochen!