Rituale für Freie Trauungen
Na Ihr lieben Ritual-Recherchierenden,
ich hatte heute morgen ein ganz zauberhaftes Vorgespräch mit einem Brautpaar, und weil wir so viel über Rituale bei Freien Zeremonien gesprochen haben, dachte ich mir: Schmeiße ich doch einfach den Blogplan um und schreibe lieber was dazu. Schließlich geht’s jetzt langsam aber sicher los mit den ersten Frühlingstrauungen, und da kann es nicht schaden, mit der Thematik wieder etwas warm zu werden.
Muss man denn wirklich Rituale in eine Freie Zeremonie einbauen? Nö, muss man natürlich nicht. Ich hatte auch schon Trauungen, die ausschließlich aus einer Rede bestanden – und die waren sehr, sehr schön und nicht weniger berührend als andere Hochzeitszeremonien, die ich gehalten habe.
Aber sicherlich kann ein schönes Ritual eine Zeremonie gut ergänzen.
Denn darum geht es bei Ritualen: Die Sichtbarmachung von Veränderungen.
Es gibt Trennungsriten, Schwellen- und Umwandlungsriten, Übergangsriten. Sie alle finden statt in Zeiten des Wandels: Geburt, Initiation, Hochzeit und schließlich auch Verabschiedung. Rituale helfen uns dabei, den neuen Status, den wir durch eine solche Veränderung erlangen, zu begreifen.
Begreifen können wir am besten, indem wir etwas tun. Auf diese Weise vollziehen wir nach, was sich in uns abspielt und verändert.
Und nicht zuletzt sind Rituale auch in allen Zeiten, Kulturen und Religionen immer Möglichkeit gewesen, Wünschen Ausdruck zu verleihen: Fruchtbarkeit, Schutz und Divination, Abwehr, Versöhnung und Bindung – all diese Aspekte tauchen auch bei Hochzeitsritualen immer wieder auf.
Wenn wir also ein Ritual in eine Freie Trauzeremonie integrieren, dann in dem tief in uns verankerten Wissen darum, dass bedeutende Schritte in unserem Leben auch immer eines besonderen Rahmens bedürfen.
"Besonders" ist natürlich auch immer ein wenig Auslegungssache. Wenn ich mitbekomme, was für ein Quark teilweise bei Freien Trauungen veranstaltet wird, um irgendein mega-individuelles Pseudo-Ritual zusammen zu schustern, möchte ich gelegentlich ein wenig rhythmisch mit dem Kopf an die Wand schlagen.
Und auch, wenn ich mitbekomme, wie unreflektiert und hohlbirnig das Wort "Ritual" auf alles draufgeklatscht wird, was man auf fremden Hochzeiten, Blogs und anderen Spionagevorgängen so zusammengeklaubt hat.
Man muss ja nicht gleich eine komplette Gennep-Exegese betreiben oder die Hochzeitsrituale der Shipibo-Conibo in Ostperu studieren, aber ein bisschen Reflektion würde vielleicht dazu beitragen, dass so eine Freie Trauung etwas weniger Zirkus und etwas mehr fröhliche Feierlichkeit würde.
Was ich für eine fröhliche Feierlichkeit so im Gepäck habe, das erzähle ich Euch hier:
War's das schon?
Selbstverfreilich nicht! Es gibt so viel mehr, das im Rahmen einer durchdachten und gelungenen Zeremonie passieren kann.
Was das ist? Nun, es hat mit den Absolventen der Sanitätsakademie San Giorgio in Florenz zu tun, mit den Wüstengebieten in Jordanien und der geheimnisvollen Kraft eines Myrtenzweigs. Manchmal bewerfe ich Brautpaare mit Äpfeln. Und kürzlich habe ich ein wundervolles Ritual um Blumenkränze bei Hochzeiten für mich wiederentdeckt.
Man kann kleine Hochzeitsglöckchen erklingen lassen und Schatzkisten vergraben.
Aber weil Ihr mich immer danach fragt und so fürchterlich neugierig seid: Hier ein paar von den Ritualen, die einige Freie Trauungen - weil es passte - sehr bereichert haben.
Ich kann und will ich Euch hier nicht alles verraten. Ein bisschen Überraschung, Zauber, Geheimnis muss dabei sein und bleiben.
Man kann das Rad nicht permanent neu erfinden - und gute Rituale haben sich ja nicht ohne Grund über so lange Zeiträume tradiert.
Ich verstehe das Bedürfnis nach Individualität und Einzigartigkeit. Aber das bekommt man nicht, indem man tausend und eine Albernheit bei einer Trauung inszeniert. Eine gute Rednerpersönlichkeit schafft es, Euch und Eure Geschichte in Worten so einzigartig erstrahlen zu lassen, wie Ihr seid.
Die besten Bilder entstehen nämlich immer noch im Kopf!